Konzepte gegen den überflüssigen Überbau bestehender Breitband-Installationen

Im Juni 2024 endet durch gesetzliche Vorgaben das bewährte Sammelinkasso für Kabelanschlüsse. Mieter haben dann die Wahl, ob sie die TV-Versorgung weiterhin über die gebäudeweit einheitliche Kabel-Infrastruktur beziehen möchten. Im Windschatten dieser Entwicklung stellt sich öfter die Frage, wie Hauseigentümer und Wohnungswirtschaft mit dem Wunsch einzelner Bewohner umgehen, sich von einem fremden Netzbetreiber eine Glasfaser in die Wohnung legen zu lassen. Um einen solchen Leitungswildwuchs in den Gebäuden zu vermeiden, empfiehlt es sich, auf sogenannte Wholesale-Vereinbarungen und Open Access zu setzen, wie sie die Tele Columbus Gruppe bietet.

Die Abschaffung der Sammelabrechnung von Kabelanschlusskosten über die Betriebskosten soll den Anbieterwettbewerb beleben und die Entscheidung über den Diensteerbringer wieder in die Hände der Mieterschaft legen. „Als Verwalter und Vermieter sollte man Wert darauf legen, dass die Mieter genügend Alternativen bei der Auswahl ihrer Telefon- und Internetanbieter haben. Aus diesem Grund bietet Tele Columbus über sein Kabelnetz neben der eigenen Marke PŸUR auch der Telefónica-Marke o2 Zugang zu den entsprechenden Wohneinheiten an“, erläutert Dr. Peer Lodbrok, Director Wholesale bei Tele Columbus. „Um das Angebot auszuweiten, ist Tele Columbus darüber hinaus mit weiteren Anbietern im Gespräch, um ihnen über attraktive so genannte Wholesale-Angebote Zugang zur eigenen Infrastruktur zu ermöglichen.“

Sollte ein Anbieter kein Interesse an dem Wholesale-Angebot haben, bleibt ihm immer noch der Weg über eine Einzelanfrage, um seinen Mitnutzungsanspruch geltend zu machen und Kunden in den Gebäuden zu erreichen. „Sofern eine geeignete Infrastruktur gegeben ist, kann er darüber das Netz der Tele Columbus nutzen. Ein Überbau, der weder im Interesse der Vermieter noch der Mieter ist, kann somit vermieden werden.“

Wholesale stärkt das Widerspruchsrecht 

Inzwischen hat die EU-Kommission einen Entwurf des künftigen Gigabitinfrastrukturgesetzes1 vorgelegt (bit.ly/44lUQDT). Die Verordnung soll die bisherige Kostensenkungsrichtlinie für den Breitbandausbau ablösen und enthält unter anderem Vorgaben zur Mitnutzung vorhandener Infrastrukturen beim Netzausbau, zu Genehmigungsverfahren und zu den Hausnetzen. Tele Columbus besteht – wie die gesamte deutsche Kabelbranche – gegenüber der EU-Kommission darauf, dass das Recht, einen Inhouse-Überbau zu unterbinden, erhalten bleiben muss. Dies sollte wie auch heute schon für alle hochbitratigen Netze, also Kabel und Glasfaser gelten, sofern ein geeignetes Hausverteilnetz vorhanden ist und der Netzbetreiber eine Mitnutzung seines Netzes gewährt.

Angesichts der seinerzeit mit 50 Mbit/s niedrig angesetzten Breitbandziele der Bundesregierung wirkten bisherige Fördermaßnahmen wie ein Turbo für die kupferbasierte VDSL-Technik und brachten die Glasfaser mit Subventionen vielerorts bis in die Verteilerkästen. Aus dieser Situation ergibt sich bei der neu aufgelegten Gigabitförderung nun die Gefahr, dass die durch die Kabelnetzbetreiber eigenwirtschaftlich getätigten Investitionen in die Glasfaser durch taktische Überbaumaßnahmen entwertet werden.

 „Wohnungsunternehmen, die sich für eine Breitbandversorgung mit Tele Columbus entschieden haben, können sich bereits heute darauf berufen“, erklärt Christian Biechteler, Chief Sales Officer Wohnungswirtschaft von Tele Columbus gegenüber dem BVI-Magazin. „In unseren DOCSIS-Netzen wollen wir unsere Anbietervielfalt durch weitere Wholesale-Vereinbarungen ausweiten und auch in die reinen Glasfasernetze hinein ausrollen. In den Glasfasernetzen, sogenanntes Fiber-to-the-Home (FTTH), lässt sich technisch sowohl der Bitstromzugang als auch eine Fasermiete realisieren. In den Wohnungen liegen vier Fasern an. Eine wird für die Produkte von PŸUR verwendet, eine wird der Wohnungswirtschaft überlassen und zwei Fasern stehen für eine Mitnutzung zur Verfügung. So ausgestattet, ist die Wohnungswirtschaft bestens auf künftige Anforderungen vorbereitet.“

Glasfaser im Haus deckt gesamte Breitbandnachfrage dauerhaft ab

Für Tele Columbus als Nummer zwei in deutschen Kabelmarkt ist die Netzöffnung ein wichtiger strategischer Eckpfeiler. Gigabitfähige Kabelnetze können mehr Bandbreitennachfrage abbilden als je zuvor. Mehr als 82 Prozent der DOCSIS-Anschlüsse bei Tele Columbus sind bereits auf Gigabitgeschwindigkeit aufgerüstet und es werden jeden Monat mehr. „Zugleich sehen wir eine erhebliche Nachfrage nach Glasfaser-Gebäudeausstattungen seitens der Wohnungswirtschaft“, stellt Biechteler fest. Mit der FTTH-Versorgung ist de facto sichergestellt, dass die gesamte Nachfrage der Bewohner dauerhaft durch das Kabelnetz abgedeckt werden kann. Ein Überbau der Hausnetze ist technisch obsolet. „Wir bieten der Wohnungswirtschaft im Rahmen der Gestattungsverträge eine kostenlose Glasfasererschließung bis in die Wohnungen an“, so Biechteler weiter. Die wirtschaftliche Tragfähigkeit des Ausbaus ergibt sich aus dem Nachfragepotenzial, wobei auch an Dritte überlassene Bitstromkapazitäten oder Fasern in die Kalkulation einbezogen werden.

1ec.europa.eu/commission/presscorner/detail/en/ip_23_985

 

Christian Biechteler CSO HI & I, Tele Columbus AG